In der letzten Stadtratsitzung des Jahres ist es üblich, dass der erste Bürgermeister und die Vorsitzenden der einzelnen Fraktionen eine Weihnachtsansprache halten.
Hier die heutige Weihnachtsansprache der Fraktionsgemeinschaft SPD - Bündnis90/Die Grünen:
Sehr geehrte Herr Bürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
nach einem knappen Dreivierteljahr in diesem Gremium wandert der Blick zurück schnell von bedeutsamen Ereignissen und Entscheidungen – die von den Vorrednern bereits ausführlich gewürdigt wurden – auch hin zu einem eher persönlichen Blickwinkel.
Unsere Fraktion besteht mit Frau Sötje, Herrn Schedl und mir selbst komplett aus Neugewählten. Die letzte Stadtratssitzung 2014 ist daher der angemessene Rahmen, um uns für die kollegiale Aufnahme in diese Runde zu bedanken. Auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung gilt der Dank. Wenn nach Jahren vieles altbekannt und selbstverständlich erscheinen kann, ist es eben nicht selbstverständlich Neulingen diese Dinge geduldig und ausführlich zu erklären und auch Fragen zu beantworten, die im täglichen Geschäft zur Routine geworden sind.
Vergleicht man uns mit Auszubildenden in einem Betrieb, gibt es eine Sache, die auf uns hoffentlich nicht zutreffen wird:
In kleineren Betrieben bleiben die Azubis für die Kollegen manchmal auch mit der besten Gesellenprüfung solange „Lehrling“ bis irgendwann ein neuer Auszubildender eingestellt wird.
Aber nach der positiven Aufnahme in dieses Gremium sind wir guter Dinge, dass wir nicht bis zur nächsten Kommunalwahl „die Neuen“ bleiben werden.
Schließlich wollen und werden wir uns für kommenden Herausforderungen rüsten.
Nach der fantastischen Gartenschau 2013 und dem großartigen Jubiläumsjahr 2014 – die wir beide zum Großteil noch aus einer anderen Perspektive mitfeiern durften – ist es jetzt umso wichtiger, die Dinge anzugehen und weiterzuverfolgen, die oft erst wahrgenommen werden, wenn irgendetwas auf einmal nicht mehr funktioniert.
Diese Aufgaben zu lösen ist sicher nicht weniger spannend als die vergangenen Großprojekte mit großer Öffentlichkeitswirkung.
Auch wenn es eine allgemeingültige und bekannte Tatsache ist, dass man es „nicht jedem recht machen“ kann, so – denke ich - sollten wir gemeinsam zumindest erreichen können, dass es nicht immer die Gleichen sind, die zurückstecken müssen.
An dieser Stelle nochmal ein herzliches „Vergelt´s Gott“ all den städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die manchen Ärger und Unverständnis abfangen müssen, die unsere Entscheidungen beim ein oder anderen auslösen. Zumal das Thema „Sparen“ in nächster Zeit wohl noch an Bedeutung zunehmen wird.
Ebenso danken möchte ich all jenen Tirschenreuthern, die durch ihr Engagement unserer Stadt ihre Liebens- und Lebenswürdigkeit verleihen. Ohne das aktive Vereinsleben wäre unsere Stadt wohl ein ziemlich langweiliger Ort. Unseren Vereinen wünsche ich, dass noch mehr Leute erkennen, dass die Zugehörigkeit zu einem Verein nicht nur Arbeit und Verpflichtung bedeutet sondern vor allem einen bunten Strauß aus Möglichkeiten, die sich eröffnen. Ein Verein kann Türöffner sein für bislang unentdeckte Talente, lässt uns erfahren, welche Potentiale in uns stecken, gibt uns Möglichkeiten uns selbst auszudrücken und zu verwirklichen – kurz: Vereinsleben aktiv mitzugestalten ist die Würze im manchmal tristen Alltag.
Ich hatte vor, meine Worte an dieser Stelle mit ähnlichen Wünschen wie meine Vorredner, für ein frohes Fest und einen guten Rutsch, zu schließen. Angesichts dessen, was auf und mit unserem Planeten passiert, scheinen mir diese Wünsche aber kaum angebracht.
Auch im Blick auf Deutschland wirkt es doch ziemlich paradox, wenn wir zwischen allen Berichten über Flüchtlingsproblematik und Überfremdungsangst die drei wohl bekanntesten Flüchtlinge der Welt freudig erwarten.
Was zu wünschen bleibt sind keine Wünsche ans Christkind, sondern vielmehr Auftrag an uns alle:
Ich wünsche allen Menschen – denen wir täglich begegnen, aber auch denen über die wir nur reden, und sie nie kennenlernen – dass sie Wertschätzung erfahren dürfen, sich ernst genommen fühlen dürfen mit ihren Sorgen, Nöten und Freuden aber vor allem, dass sie in allem was sie tun und was ihnen widerfährt eins sein dürfen: Mensch.
Florian Busl
Frakrionssprecher
SPD - Bündnis 90/Die Grünen